Juanma Lillo gehört zu den jüngsten Trainern, die je in der spanischen Primera Divison tätig waren und der Legende nach ist er auch der «Erfinder» des 4-2-3-1, gesegnet mit einem wissbegierigen und erfinderischen Geist. Juanma Lillo wurde schon immer als eine Art «schwachsinniger Philosoph» betrachtet – selbst von den Kritikern, die meinen, dass Theorie und Realität zwei verschieden Aspekte dieses Sports sind. Das ist der Mann, der die Beziehung regelmäßig auf den Kopf stellt – ein Fussballtrainer, der Journalisten beschimpft, weil sie sinnlose Klischees verwenden. Ein Mann, der den verbalen Provokations-Austausch liebt, der eine Bibliothek mit 10.000 Bänden und eine vollständige Sammlung der weltweit führenden Fussballmagazine und -zeitungen besitzt und der ausführlich über Komplexitätstheorien spricht, ist ein entschlossener Verfechter eines expansiven Fussballstils, der das Positionsspiel über alles andere stellt. Ein Stil, der viele Jahre später von Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft zum Ausdruck gebracht wurde.
Zu seinem anhaltenden Bedauern schaffte es Lillo nie als Profispieler – «Ich würde», so sagt er, «um für 15 Minuten auf dem Platz stehen zu können, alles zurückgeben» – aber er wurde in ganz Spanien zu einem vertrauten Gesicht auf der Bank. Zumindest für eine Weile. Als er in der Saison 2009/2010 in Almeria das Amt übernahm, war dies die erste Rückkehr in die erste Liga seit einem Jahrzehnt. In der Zwischenzeit war er in Mexiko gewesen, wo er Pep Guardiola trainierte.
Eigentlich ist «trainiert» ein eher unangemessenes Wort. Guardiola hat seine Bewunderung für Lillo nie verheimlicht und ihn als den Trainer beschrieben, der neben Johan Cruyff den grössten Einfluss auf ihn hatte. Er hat Guardiola begleitet und in den ersten Monaten seiner Tätigkeit als Trainer von Barcelona B und dann als Trainer der ersten Mannschaft inoffiziell bei der Vorbereitung der Trainings geholfen. Es hätte einmal offiziell zu einer Zusammenarbeit beim FC Barcelona kommen können: Als Lluis Bassat 2003 für die Präsidentschaftswahlen kandidierte, sollte sein Sportdirektor Guardiola sein. Der Trainer? Juanma Lillo. Bassat hat die Wahlen jedoch verloren. Bis zur Übernahme durch Guardiola als Trainer sollten sechs Jahre vergehen. Aber das Schicksal kann auch grausam sein, denn Guardiola’s Barca war ausschlaggebend, dass Lillo nach einer 0:8-Niederlage gegen das eventuell beste Team der Fussballgeschichte im Jahre 2010 als Trainer von Almeria entlassen wurde.

Nach seiner Entlassung vergingen drei Jahre bis zum nächsten Traineramt beim FC Millonarios in Kolumbien, gefolgt von weiteren Stationen als Co-Trainer der Chilenischen Nationalmannschaft und beim FC Sevilla. Die darauf folgenden Jahre von 2017 bis 2019 waren geprägt von kurzen Intermezzos als Haupttrainer bei Atl. Nacional, Vissel Kobe und QD Huanghai. Im Juni 2020 teilte Manchester City mit, dass Juanma Lillo als Co-Trainer von Pep Guardiola antreten werde. „Ich freue mich, zum Trainerstab von Manchester City gestossen zu sein. Meine Beziehung zu Pep besteht schon seit vielen Jahren, und ich freue mich sehr, Teil dieser aufregenden Mannschaft zu sein», erklärte Lillo bei seinem Amtsantritt. Der ehemalige Lehrer und sein Schützling waren also nun endlich wieder vereint (2020-2022), auch wenn die Rollenverteilung in diesem Fall eine etwas andere war als vor Jahren zuvor. In der Trainer-Community sprach man von einer taktischen Philosophie-Overtüre, denn nur Wenige wussten, was für ein exzellenter Coup Manchester City mit Lillo gelungen war. Er sollte durch seine technisch-taktische Affinität auf mikrokosmische Ebene Pep Guardiola verhelfen, die Erfolgs-Maschinerie Manchester City, welches zwar schon vor Lillo Punkte am Fliessband produzierte, noch fluider zu machen. Meine Vermutung liegt nahe, dass Lillo nicht nur wegen seines grossen fussballerischen Wissens engagiert wurde, sondern auch mit der Aufgabe vertraut, Guardiola, als eine Art oppositionelle Instanz, zu mehr Flexibilität und persönlichem Wachstum zu verhelfen, also ein sogenannter Trainer des Trainers. Auf jeden Fall ähnelte diese Zusammenkunft auf der Trainerbank die der Zusammenkünfte griechischer Philosophen auf den Marktplätzen von Athen – Lillo als Sokrates, Pep als Platon. Der Lehrer und sein Lehrling auf der Suche nach der allumfassenden, fussballerischen Wahrheit. Unter Bezugnahme auf den Philosophen Sokrates behauptet Lillo zu glauben, dass es kein Lehren gibt, sondern nur Lernen. Ähnlich wie bei Sokrates ist sein Ansatz jetzt der eines Professors, der nicht lehrt, sondern Wissen anregt, indem er neben seinen Studenten geht und Fragen stellt. Ich beende die Einleitung mit dem folgenden Zitat von Lillo und wünsche viel Spass beim Lesen des Interviews:
«Nach 30 Jahren im Fussball ist das Einzige, dessen ich mir sich sicher bin, die Unsicherheit.“
Juanma Lillo
Interview mit Juanma Lillo von 2011
Sie sagten einmal, dass Sie verstehen, warum die Präsidenten die Trainer entlassen haben, was Sie nicht verstehen konnten, ist, warum sie diese überhaupt eingestellt haben. Haben Sie es schon herausgefunden? Wozu ist ein Trainer da? Was ist ihre Rolle?
Zunächst einmal stellt sich die Frage nach ihrer formalen Rolle. Auf einer sehr grundlegenden Ebene wählen Sie aus, wer spielt und wer nicht. Wer würde es sonst tun? Aber darüber hinaus würde ich angesichts unserer begrenzten Bedeutung nicht versuchen, eine Rolle festzulegen. Dies ist ein Spiel, das von Spielern gespielt wird. Diejenigen [Trainer], die ihre Bedeutung zum Ausdruck gebracht haben, scheinen einen persönlichen Protagonismus oder Status durch andere beanspruchen zu wollen. Unsere Rolle ist geringer, als viele Trainer erkennen oder glauben wollen. Aber innerhalb dieser Grenzen gibt es Dinge, die man beeinflussen kann. Zunächst muss man jedoch über den Unterschied zwischen einer professionellen und einer «formative» Sphäre sprechen. Man muss sich fragen, was ein Coach ist. Manche sind didaktischer, manche haben den Wunsch nach Protagonismus, manche sind orthodox, manche nicht. Manche werden durch den Wettbewerb, andere durch das Spiel selbst angeregt.
Und bei Ihnen?
Denken Sie daran, dass ich sehr jung angefangen habe. Mit 16 Jahren war ich bereits Trainer. Ich war kein Spieler, und das hat mich dazu gezwungen, näher an meinen Spielern zu sein, mich um Komplizenschaft zu bemühen. Das ändert Ihre Einstellung. Ich wollte ein Spieler sein, das ist die Sache. Meine vocación [Berufung] war es, ein Spieler zu sein; meine bocación [von boca, Mund], ein Trainer zu sein: Ich bin ein Trainer, um mich selbst zu ernähren. Alle Trainer sind ein Amalgam von Dingen, aber ich halte mich für didaktisch. Ich möchte es den Spielern erleichtern, ein Bewusstsein dafür zu erlangen, was sie sind und was sie tun. Es geht nicht nur um das Spiel; es geht um Menschen. Es geht um alles. Nichts kann dekontextualisiert werden. Wie man lebt, was man ist, welche Bedeutung man den Beziehungen, dem Verhalten, der Interaktion beimisst … All das wirkt sich darauf aus, wie eine Mannschaft spielt. In unserer Gesellschaft gibt es viele Lehrer, aber nur wenige Erzieher, wenige Vermittler. Wie [der spanische Philosoph und Schriftsteller] Francisco Umbral sagte, sind die Menschen jeden Tag besser qualifiziert, aber weniger gebildet. Die Menschen haben einen MBA oder einen MBB, einen MBC – aber sie können die Strasse nicht überqueren, noch weniger haben sie das Einfühlungsvermögen, die Dinge aus der Sicht der anderen zu sehen. Die Wissenschaft versucht, uns in Maschinen zu verwandeln. Was meine Arbeit betrifft, so ist Einfühlungsvermögen entscheidend. Ein Mensch leistet in jeder Arbeitsumgebung in einer guten Atmosphäre mehr als in einer schlechten. Man muss den Spielern Dinge bewusst machen, die sie vielleicht nicht sehen können. Nicht zuletzt, weil es heutzutage immer schwieriger wird, in einer Mannschaft zu spielen …
Warum?
Weil die Gesellschaft nicht so aufgebaut ist; die Gesellschaft treibt einen zum Individualismus. Fussball ist ein kollektiver Sport; man muss ihn als solchen behandeln. Jeder hat seine eigene Art zu sein, man fördert Beziehungen und Assoziationen. Dazu muss man dafür sorgen, dass der Unterschied zwischen dem, was man tut und dem, was man sagt, so gering wie möglich ist. Man muss durchlässig sein: Kann man zuhören? Kannst du dirigieren? Es gibt drei Arten von Autorität: formale Autorität, technische Autorität und persönliche Autorität. Ich möchte keine formelle Autorität, die durch die Macht eines anderen, die Position eines «Coaches» oder «Chefs», ausgeübt wird. Autorität ist nicht etwas, das man auferlegt, sondern etwas, das einem von denjenigen zugestanden wird, mit denen man interagiert. Ich möchte versuchen, die Selbstfindung der Spieler, den Dialog und das Verständnis zu fördern. Es ist komplex und wechselhaft. Man orientiert die Menschen, anstatt sie zu befehlen. Der Trainer schafft eine Balance, passt sich an, hört zu. Die Menschen sind offen; es gibt keine Antwort, die eine Debatte definitiv beendet. Es geht nicht nur darum, dass das, was mit einem Spieler funktioniert, nicht mit einem anderen funktioniert; es geht darum, dass das, was mit einem Spieler funktioniert, nicht mit demselben Spieler zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen funktioniert.
Was beinhaltet Ihre Arbeit in praktischer Hinsicht? Was machen Sie am ersten Tag, wenn Sie in einem Club auftauchen?
Als Erstes führe ich mit jedem Spieler ein persönliches Gespräch. Ich komme mit einer Menge Informationen und Daten über sie. Ich möchte diese Informationen bestätigen, überprüfen und sie damit herausfordern. Was denkt er, wenn er das hört? Sie können nicht offener oder ehrlicher sein, als einem Spieler zu sagen, was man Ihnen über ihn erzählt hat. Ich könnte diese Information für mich behalten und ein Vorurteil aufbauen, aber ich tue es nicht. Es gibt keinen aufrichtigeren Akt, als einem Spieler zu sagen, welche Vorurteile, welche vorgefassten Meinungen ich über ihn habe. Wir alle haben Vorurteile – sowohl gute als auch schlechte. Ich zeige ihnen meine, indem ich ihnen in die Augen sehe. Am nächsten Tag sage ich es der ganzen Gruppe. Ich zeige ihnen, was sie von sich und der Mannschaft halten, ich halte ihnen einen Spiegel vor. Oft lernt man am meisten von ihrer Selbstwahrnehmung … Ich spreche mit Leuten, die Spieler kennen, die sich mit ihnen eine Garderobe geteilt haben, die sie trainiert haben. Wenn ich mit ihren Eltern sprechen kann, um so besser. Dann muss man wissen, wie man mit diesen Informationen umgeht.
Wie stellen Sie Ihre Mannschaften fussballerisch zusammen? Die offensichtliche, wenn auch vereinfachte Sache ist, dass ein Trainer zu einem Verein kommt und denkt: Wer ist mein rechter Aussenverteidiger, wer mein linker Aussenverteidiger, wer mein zentraler Mittelfeldspieler und so weiter … ?
In meinem Fall ist es nicht so. Wenn man zu einer Mannschaft kommt, sind 80 Prozent oder mehr bereits konstruiert; man muss sehen, ob man mit dem, was bereits vorhanden ist, sich in Einklang finden können … man muss von den Spielern lernen, nicht umgekehrt. Alles muss zusammenwirken, auch die Spieler untereinander. Meine Mentalität ist die Interaktion und die Beziehung. Wenn Sie sagen: «Lasst uns den rechten Aussenverteidiger bewerten», sage ich: «Aber wer ist an seiner Seite? Wer steht vor ihm? Wer ist ihm am nächsten?»
Sie haben schon einmal gesagt, dass es Angriff und Verteidigung nicht gibt?
Ja, natürlich. Das Spiel ist eine unteilbare Einheit, es gibt keinen defensiven Moment ohne angreifenden Moment. Beide kreieren eine funktionale Einheit. Aber die Menschen müssen kommunizieren, dann gibt es eine Reduktion der Konzepte, eine Vereinfachung. Ich verstehe das. Die Sache ist, man muss in der Lage sein, zu reduzieren, ohne zu verarmen. Und das gilt für alles. Man kann die Dinge nicht aus ihrem Kontext herausnehmen, weil sie nicht mehr das Gleiche sind, auch wenn man dann vorhat, die Dinge wieder zusammenzufügen. Man kann nicht einen Arm von Rafa Nadal nehmen und ihn separat trainieren. Wenn Sie es getan haben, kann es beim Wiedereinsetzen zu einem Ungleichgewicht, zu einer Abstossung des Organismus kommen. Wie kann man ausserhalb des Fussballs Kraft für den Fussball gewinnen? Wenn Sie dort hinüberlaufen, ist das, wofür Sie trainieren, das Hinüberlaufen, nicht das Fussballspielen. Wenn Sie rennen, werden Sie gesünder, denn es ist gesund, zu rennen, verdammt. Aber das bedeutet nicht, dass man ein besserer Fussballer wird, wenn man es aus dem Kontext heraus angeht…
Aber hilft das Laufen nicht?
Indem es Sie gesünder macht, ja. Und wenn Ihnen das psychologisch hilft, dann ist das grossartig. Wenn Sie sich vielleicht besser, stärker und schneller fühlen, können Sie sich besser mit anderen auf dem Spielfeld identifizieren. Fussball ist assoziativ, kombinatorisch. Aber allein das Laufen macht Sie nicht unbedingt besser.
Sicherlich ist ein schneller Spieler immer noch so nützlich für den Fussball, wie er es nicht wäre, wenn er nicht so schnell wäre?
Wenn er weiss, wie man damit umgeht. Und was ist Geschwindigkeit im Fussball? Wir könnten stundenlang hier sein, um das zu beantworten. Das Konzept der Geschwindigkeit, das die Menschen im Fussball haben, ist eigentlich ein Konzept aus dem Individualsport. Es ist ein Konzept des Übergangs – von etwas, in diesem Fall einem Fussballer, der von hier nach dort geht. Er läuft schnell … also wäre Usain Bolt ein Fussball-Phänomen.
Aber ist das nicht ein absichtlich behinderndes Argument? Er hat kein Fussballtalent, sicher. Aber im Bereich des Fussballs kann ein schneller Spieler nützlich sein. Sie stellen Ihren ehemaligen Spieler aus Almeria, Albert Crusat, neben Carles Puyol und lassen sie zum Beispiel nach einem Ball sprinten, und Crusat wird als Erster ankommen …
Natürlich, aber weiss Crusat, ob er zur richtigen Zeit für diesen Ball den Lauf machen soll? Es gab Bewegungen vor dem Pass; man kann das Rennen zwischen den beiden nicht einfach isolieren. Er hat Eigenschaften, die ihm einen Vorteil gegenüber Puyol verschaffen, aber um diesen Vorteil zu nutzen, muss er wissen, dass er ihn hat und zu nutzen weiss – und bewusste Teamkollegen, die seinen Vorteil ins Spiel integrieren können. Alleine ist er nichts. Wir alle brauchen jeden. Die Bolt-Analogie ist nicht blöd. Weil Geschwindigkeit alleine – ausgedrückt als die Geschwindigkeit, mit der sich ein Mensch von einem Ort zum anderen bewegt – wertlos ist. Es gibt so viele taktische Parameter, Konzepte des Spiels, und all das ist bedingt durch das Bewusstsein der eigenen Qualitäten, der Interaktion der Spieler, des Gegners.
Ist Cristiano Ronaldo so ein Beispiel? Er ist sehr schnell, aber es gibt Zeiten, in denen ihm die Mannschaften die Möglichkeit verweigert, diese Geschwindigkeit zu nutzen, ihn daran hindert, gegen bestimmte Spieler anzutreten oder in gefährliche Räume zu gelangen, in denen er laufen kann …
… Ah, aber Sie stellen eine Ursache-Wirkungs-Beziehung her. Die gibt es nicht, also …
Warum gibt es sie nicht? Das müssen sie doch, oder nicht?
Zumindest auf konzeptueller Ebene, was die Methodik betrifft? Sicherlich versuchen alle Fussballmannschaften zumindest etwas zu tun, um etwas anderes zu provozieren. Wenn man das tut – die Ursache – versucht man, ein Ziel zu erreichen – die Wirkung? Ist das Leugnen der Existenz eines Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs nicht letztlich eine Art zu sagen: «Scheiss drauf, es ist alles Glück»? Sicherlich versucht Ihr Beruf, bestimmte Situationen zu verursachen?
Ja, ja. Ich versuche, ein Team zu bilden, das sich selbst konfiguriert …
Ist das nicht ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang?
Nein. Wenn ich von hier nach dort gehe, denke ich daran, von hier nach dort zu gehen. Aber das ist alles. Ich weiss nicht, was ich auf dem Weg dorthin finden werde. Ursache und Wirkung gibt es an sich nicht. Man kann sie nicht so isolieren; die Menschen entziehen sich den Theorien der Komplexität, aber das ist wahr. Woher wissen Sie, dass die Ursache nicht eine Auswirkung von etwas von früher war und dass die Auswirkung nicht etwas anderes verursachen wird – im Kontext unzähliger anderer Variablen? Ich glaube, das Problem ist, dass die Menschen immer die Dinge trennen wollen. Es ist, als ob wir sie nicht sehen können, wenn wir sie nicht trennen. Dinge, die manchmal nicht einmal bewusst sind. «Tue ich es deshalb»? Nein.
Ok, also rein fussballerisch gesehen …
Nichts ist rein irgendetwas, nichts.
Ok, wenn wir über die spielerische Seite des Spiels sprechen, was passiert mit dem Ball auf dem Spielfeld? Wonach suchen Sie? Sie «predigen» eine ganz bestimmte Art von Fussball …
Ich bevorzuge die Art von Spiel, die mich dem Sieg am nächsten bringt …
Sicher, aber man versucht, mit einem Stil zu gewinnen, der um den Ball herum konstruiert ist…
Natürlich. Ohne den Ball gäbe es kein Spiel. Es ist Fussball.
Aber es gibt viele Trainer, die dem Ball nicht so viel Bedeutung beimessen…
Ja, sie bauen ihre Mannschaften um den Ball herum auf – wir alle müssen alles nach dem Ball machen; er ist der zentrale Akteur. Ohne den Ball gibt es nichts; der Ball ist die Mutter, die Quelle des Lebens im Fussball. Wozu ist das Tor da? Damit der Ball hineinkommt. Ohne den Ball hat nichts eine Bedeutung. Aber, ja, es gibt einige Trainer, die ihre Mannschaft nicht um den Ball herum aufbauen.
Sie nennen es «pragmatisch». Aber Sie würden argumentieren, dass Ihr Ansatz auch pragmatisch ist. Sie wollen auch gewinnen …
Auch? Nein. Das steht über allem. Was ein Trainer tut, ist der Versuch, den Wahrscheinlichkeitsindex zu erhöhen, wenn es darum geht, ein Spiel zu gewinnen. Als Trainer kann man nur versuchen, dem Schicksal so viel von seiner Rolle abzusprechen, wie es möglich ist. Der Fussball hat schon oft gezeigt, dass man, ohne auch nur einmal den 16m-Raum der anderen Mannschaft zu betreten, trotzdem mit 1:0 gewinnen kann. Zwischen Arsenal und Barcelona stand es 1:1 und dabei hatte Arsenal keinen einzigen Torschuss abgegeben. Wir arbeiten in einer Organisation, bei der es viele Variablen gibt, und der Zufall ist ein grosser Spielmacher davon. Man kann sich bis zum Tod verteidigen oder jedes Mal schiessen, wenn man den Ball bekommt, aber dann gibt es nur Schüsse für die Statistik. Es existiert somit kein rhythmisches Spiel.
Sie erwähnen einen 1:0-Sieg, ohne dass das Team einen Schuss abgegeben hat: Ist es ungerecht?
Das Wort Gerechtigkeit ist eines, dass ich in fast allen Lebensbereichen nur schwer verwenden kann. Unverdient, ja. Unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich – aber es kann passieren. Die Gerechtigkeit ist zu stark.
Aber sollte der Fussball Werte vertreten, die über das Ergebnis hinaus gehen? Gibt es eine moralische Komponente?
Jede menschliche Aktivität hat eine moralische Komponente. Wenn wir sagen, dass das Ergebnis zählt, ist das eine Lüge. Es sind gerade jene [Trainer], die nur über die Bedeutung des Ergebnisses sprechen, die Ausreden anbieten, wenn sie nicht gewinnen. Die besten Ausreden hat man schnell raus gezückt. Jemand, der Ergebnisse verkauft, verkauft Rauch [vender humo bedeutet auf Spanisch, die Realität zu verbergen, indem er ein imaginäres Produkt «verkauft», indem er ohne Substanz redet, ein Scharlatan ist].
Ärgert es Sie also, dass es solche Trainer gibt?
Nein. Was mich stört, ist, wenn sie Unwahrheiten verkaufen. Es stört mich, dass ihre Verbündeten in den Medien sind, dass der Journalismus alles über den Erfolg analysiert – und dass der Journalismus dadurch immer gewinnt. Die Analyse, die Berichte, werden über den Erfolg durchgeführt, also haben sie immer Recht. Niemand schaut auf den Prozess, ausser durch das Prisma eines Ergebnisses. Das ist enorm opportunistisch. Und falsch.
Aber ist das nicht normal? Man nimmt ein Ergebnis und versucht dann, es zu erklären …
Das erscheint mir in einer Gesellschaft, die krank ist, als normal. Nehmen Sie das, was Sie jetzt tun, was viel gesünder ist: Sie schätzen das, was Sie jetzt tun, mehr als die Anzahl der Kopien, die Sie verkaufen werden. Es ist die Aktivität, die Sie bewegt, nicht das Endergebnis. Sie müssen mir zuhören, es transkribieren, es pflegen, es tippen, es bearbeiten … Sie werden unterwegs so viele Dinge tun, dass der Weg, die Reise, das Ziel ist. Das ist eines der Dinge, die ich den Spielern gerne vor Augen führe: die Reise ist das Ziel.
Aber Sie sagten, Ihr Ziel sei es, zu gewinnen …
Aber das Ziel ist die Reise, der Prozess; die Arbeit zählt. In einem Rennen kann man Erster sein, Meilen und Meilen vor allen anderen, und dann, Meter von der Linie entfernt, umkippen. Und? Werden Sie dieses Rennen abschreiben? Sie sind brillant gelaufen. Und es ist viel komplexer als zu sagen: gewinnen, gut; nicht gewinnen, schlecht. Im 18. Jahrhundert stiessen die Wissenschaftler auf die Komplexität der Dinge und stellten fest, dass so viele Dinge, die sie vereinfacht und verstanden hatten, nicht so waren. Es war unmöglich, die Dinge zu beweisen, also begannen sie, Selbstmord zu begehen. Die kleinste Abweichung könnte alles verändern, das ist die Chaostheorie. Man kann nicht jedes Detail kennen oder eine definitive Antwort haben. Nichts ist vollständig wahrnehmbar. Die Realität ist, dass nichts real ist.
Aber wenn das Ziel ein Sieg ist…
Ja, aber was Sie bereichert, ist das Spiel, nicht das Ergebnis. Das Ergebnis ist ein Stück Daten. Die Geburtenrate steigt. Ist das bereichernd? Nein. Aber der Prozess, der dazu geführt hat? Nun, das ist bereichernd. Die Erfüllung kommt durch den Prozess. Man debattiert über das Spiel, nicht über die Ergebnisse. Ergebnisse sind nicht diskutabel, sie sind besiegelt. Kaufen Sie an einem Montagmorgen eine Zeitung für einen Euro und das Einzige, was darin steht, ist eine Liste nach der anderen? Gehen Sie in ein Fussballstadion, in der letzten Minute eines Spiels, schauen auf die Anzeigetafel und gehen wieder weg? Man schaut 90 Minuten lang zu, was der Vorgang ist.
Sind wir also im Unrecht, wenn wir den Prozess auf der Grundlage der Ergebnisse beurteilen, obwohl der Prozess darauf abzielt, das Ergebnis zu erreichen (einen Sieg einzufahren)?
Man kann den Prozess nicht durch die Ergebnisse validieren. Menschen neigen dazu, das zu verehren, was gut beendet wurde, nicht das, was gut gemacht wurde. Wir greifen das an, was schlecht geendet ist, nicht das, was schlecht gemacht wurde. Das machen die Medien. Und abgesehen von der Möglichkeit, dass Sie vielleicht nicht die Fähigkeit haben, zu beurteilen, ob der methodische Prozess der richtige ist, ist es fehlerhaft, aus diesen Gründen zu urteilen. Ein und derselbe Prozess kann sehr unterschiedliche Auswirkungen haben; und manchmal kommen die gleichen Auswirkungen von völlig unterschiedlichen «Ursachen». Der FC Bayern München ist in der 90. Minute [1999], als sie kurz davor waren, die Champions League zu gewinnen, eine grossartige Mannschaft, und in der 92. Minute sind sie anschliessend Müll. Wie kann das sein? Dieser Moment, angesichts der enormen Dimension von allem, was damit einherging, dient zur Veranschaulichung dieses Punktes und von so viel mehr. Ich erinnere mich an den vierten Offiziellen, der sich nach rechts lehnte, um die Bayern-Spieler zurückzuhalten, die bereit waren, auf das Spielfeld zu laufen und zu feiern … und einen Moment später lehnte er sich nach links, um die United-Spieler zurückzuhalten, die bereit waren, auf das Spielfeld zu laufen und zu feiern. All das in einer Minute. Die Sache ist die, después del visto todo el mundo es listo: Jeder ist nach dem Ereignis ein Genie. Ich nenne sie Propheten der Vergangenheit. Und doch liegen sie falsch, wenn sie den Prozess auch nur im Lichte des Endergebnisses bewerten und darüber hinaus immer wieder Forderungen stellen.
Hat sich das Umfeld des Spiels verändert?
Ja, die Beilage hat das Steak gegessen. Es gibt mehr Druck, mehr von dem, was am Rand war, ist zentral geworden. Die Gesellschaften werden transformiert, und das ist in allen Bereichen spürbar. Mit jedem Tag, der vergeht, verbringen die Menschen weniger Zeit mit ihrem Leben und mehr Zeit mit dem der anderen, weil ihr eigenes Leben beängstigend ist. Die neue Technologie ermöglicht es, dass die Selbsttäuschung einfacher ist als je zuvor.
Lassen Sie uns auf die Besonderheiten Ihrer Fussballvorbereitung eingehen. Sie haben das 4-2-3-1 Anfang der neunziger Jahre bei Cultural Leonesa erfunden. Warum?
Wir betrachten die Vergangenheit durch unsere Gegenwart, daher kann ich nicht sicher sein, dass ich jetzt genau wiedergebe, was ich damals erreichen wollte. Ich weiss nicht mehr, was ich damals empfunden habe, aber ich wollte, dass die Spieler vor dem Ball mehr Bewegungsfreiheit haben und näher am gegnerischen Tor sind. Ich wollte vier Angreifer, aber mit einer rationalen Raumbesetzung. Wir pressten sehr, sehr hoch und gewannen den Ball in der Nähe des Tores. Ich wollte im Grunde drei zentrale-Anhaltspunkte. Ich versuchte, eine räumliche Verteilung zu schaffen, die durch die Art der Spieler, die ich hatte, beeinflusst wurde und die funktioniert. Und über Jahre hinweg hat sie jeder genutzt. Ich denke, es ist ein gutes System. Aber ich bin sicher, wenn man sich das Verhalten der Spieler ansieht und nicht die Namen, die auf Systeme angewandt werden, dann bin ich mir sicher, dass es jemand tausend Jahre zuvor erfolgreich ausprobiert hat – vielleicht sieht ein 4-4-2 mit einem etwas tieferen Stürmer und nach oben drängenden Flügelspielern genauso aus. Die Sache ist die, dass es eine Obsession ist, Namen für Dinge zu schaffen.
Also habe ich dem Ganzen den Namen 4-2-3-1 gegeben.
Sie erwähnen die räumliche Verteilung. Für Sie ist der Schlüssel die Positionierung, nicht wahr? Was für Dinge sind damit verbunden?
Ja, ich glaube an ein Positionsspiel, weil es die Beziehung zwischen den Spielern in der Mannschaft stärkt. Das bedeutet zum Beispiel, die Positionen der gegnerischen Spieler zu fixieren, zu versuchen, numerische Überlegenheit in den Schlüsselbereichen des Spielfeldes zu entwickeln, bestimmte Zonen zu eliminieren, bestimmte Aktionen zu erleichtern, sich für Lösungen und Alternativen zu rüsten. Ich mag es, wenn die Spieler auf dem offenen Fuss die Bälle in Empfang nehmen, das Spielfeld öffnen und nach Passlinien suchen.
Ist diese Arbeit individualisiert? Denken Sie: «Ok gut, ich werde meinen linken Flügel im 1 vs. 1 gegen den Aussenverteidiger des Gegners bringen»?
Nein. Leute, die dieses Bild verkaufen, lügen. Weil man nicht individuell spielt, sondern im Rahmen eines Teams. Wenn ein Spieler den Ball in seiner Zone bekommt, setzen sich die gegnerischen Spieler alle auf den Rasen, und er läuft über die ganze Länge des Spielfeldes, dribbelt um sie herum und schiesst ein Tor … das ist immer noch keine individuelle Handlung, denn wenn sie sich nicht hinsetzen, kann er das nicht tun. Was der andere macht, ist das, was dir diese oder jene Entscheidung auferlegt. Man spricht von «individuellen Handlungen», aber es gibt keine individuellen Handlungen.
Aber arbeitet eine Mannschaft nicht, um bestimmte individuelle Eigenschaften in bestimmten Bereichen des Spielfeldes und bei bestimmten Spielern zu stärken? Arbeitet Barcelona nicht, um einen Raum zu schaffen, in dem Messi zum Beispiel auf einen Verteidiger laufen kann, den Guardiola als schwach auf einer bestimmten Seite identifiziert hat …
Bis zu einem gewissen Punkt, ja, aber man kann menschliches Verhalten nicht vorhersagen. Man kann sehen, dass Messi, wenn er den Ball in bestimmten Räumen erhält, gefährlich ist. Aber das hängt davon ab, von wem und wann er den Ball erhält, ob sein letzter Zug zustande kam oder nicht, was sein emotionaler Kontext ist, wie die Gegner reagieren. Das Stellungsspiel, an dem ich arbeite, erlaubt es uns, bestimmte Situationen zu provozieren, ganz sicher. Aber es ist wichtiger, dass man die Intelligenz und die Kultur hat, zu wissen, wie man das Geschehen auf dem Feld interpretiert, dass man sich anpasst, dass man versteht und dass man in der Lage ist, die Lösung zu suchen, die deiner Mannschaft den grössten Vorteil verschafft.
Somit sind die besten Spieler die intelligentesten.
Jeder Lebensbereich, der ohne Intelligenz geführt wird, hat keinen vielversprechenden Wert. Oft ist sie dort wichtiger, wo man Stärke einsetzt, als die Stärke selbst, zum Beispiel: Wenn Sie versuchen, einen Felsen mit einem Brecheisen zu heben, hängt es davon ab, wo Sie den Druck ausüben, wie Sie ihn aushebeln, nicht, wie stark Sie sind. Wenn Sie nicht wissen, wohin Sie das Brecheisen stecken sollen, ist es egal, wie stark Sie sind.
Integrieren sie gewisse Spielzüge?
Immer. Aber mehr als nur einstudierte Züge, verbessert es man durch eine Reihe von Wiederholungen in der entsprechenden Beziehung zu den Spielern. Sie versuchen, eine Situation zu schaffen, in der sich die Spieler ihrer Optionen bewusst sind. Der Spielzug ist nicht immer derselbe, der Gegner ändert sich. Deshalb spreche ich von Kultur, das müssen Sie verstehen. Sie wissen, dass für Suppen eine tiefe, runde Schüssel nützlich ist, und ein Löffel auch. Für ein Steak braucht man einen flachen Teller und ein scharfes Messer und eine Gabel. Aber Sie müssen wissen, ob das, was man Ihnen vorlegt, überhaupt eine Suppe oder ein Steak ist. Sie müssen erkennen, womit Sie es zu tun haben, bevor Sie beurteilen können, welche Werkzeuge Sie verwenden sollen. Ein weiteres Beispiel: Man verwechselt eine Karte mit dem Gebiet. Ich weiss, wohin ich gehen muss, um nach Hause zu kommen; ich habe sogar ein Satellitennavigationsgerät, das mir dabei hilft. Aber das ist die Karte, nicht das Gebiet. Sie sagt mir nicht, ob es Baustellen gibt oder ob ein Hund vor mir rausläuft. Das meine ich mit Kultur: Man muss wissen, wie man reagiert, wann man bremst und wann man ausweicht. Die Karte zeigt Ihnen, wohin Sie gehen, die Route, die Sie nehmen können, aber nicht, wie Sie dorthin kommen. Wenn dieser Hund vor ihrem Auto galoppiert und Sie von der Strasse abkommen, was dann? Was wirklich zählt, ist das Verhältnis von Raum und Zeit.
Wie rüstet man also die Spieler dafür aus?
Wir bauen eine gemeinsame Sprache auf, durch die wir verstehen, was wir tun. Oft ist diese Sprache nicht einmal bewusst; es ist ein Verstehen. Aber auch ohne Trainer passiert das; als Kind lernt man, dass man in bestimmten Situationen bestimmte Dinge besser macht. Es ist immer interaktiv. Und es ist oft langsam, unbewusst: echte Veränderung ist die Veränderung, die nicht wahrnehmbar ist. Schauen Sie sich ein Foto von Ihnen vor 10 Jahren an – Sie sind anders, aber Sie wussten nie, dass sich etwas ändert. Sie sind jetzt anders als die Person, die Sie zu Beginn dieses Interviews waren, aber Sie wissen es nicht, und Sie konnten die Veränderung nicht erkennen. Ich versuche tatsächlich sicherzustellen, dass ein Spieler keinen vorher festgelegten Plan hat, denn es könnte sein, dass er keinen Wert hat. Wenn man Variablen isoliert und das eine maximiert, minimiert man das andere. Wenn man sich darauf konzentriert, dass ein Spieler schnell ist, schwächt man unbewusst seine Fähigkeit, andere, ebenso notwendige Dinge zu tun. Das ist keine gute Idee: Menschen sind als ein komplementäres Netzwerk von Qualitäten konstruiert, nicht als eine hierarchische Pyramide ihres selbst.
Machen Sie also nie eine Arbeit, die zum Beispiel darauf abzielt, einen Spieler zu stärken?
Wenn er das Bedürfnis dazu hätte, ja. Aber solange er versteht, dass er es tut, um ihm zu helfen, besser zu spielen und nicht, um physisch stärker zu werden. Er muss die Kraft für den Fussball haben, nicht die Kraft auf ganzer Linie. Was kümmert es mich, wie viel er auf der Bank drücken kann? Mich interessiert, ob er spielen kann. Ich trainiere Menschen, damit sie besser spielen können, nicht, damit sie mehr laufen können. Es ist eine fussballerische Vorbereitung.
Versuchen wir also, Ihrem Stil einen Namen zu geben. Wer sind die Spieler, die Sie jetzt am liebsten mögen?
Diejenigen, die am besten spielen, sind diejenigen, die das Spiel am besten interpretieren und Lösungen anbieten können, die der Mannschaft zugutekommen. Für mich gibt es niemanden wie [Andrés] Iniesta. Er empfängt, er passt, er interpretiert, er bewertet die Bedürfnisse der Mannschaft, er passt sich ständig an. Er könnte ein Torhüter sein, er ist sich dessen so bewusst. Messi produziert die besten Jugadas [Spielzüge, Sprints in Zonen] der Welt, aber Iniesta ist der beste Jugador [Spieler]. Und das ist das Wort: Spiel, es ist ein Spiel, an dem viele Menschen beteiligt sind; deine Fähigkeit hängt auch davon ab, mit ihnen in Beziehung zu treten. Das Verstehen steht im Mittelpunkt. Es ist keine Liste von Eigenschaften: schnell, stark, was auch immer.
Es muss Fälle von Spielern geben, die zwar verstehen, aber nicht spielen können? Spieler, die einen Pass sehen, aber nicht die technischen Fähigkeiten haben, ihn zu spielen. Was dann?
Das passiert nicht wirklich. Die Qualitäten passen zusammen. Natürlich sieht man die Pässe, die man machen kann; wenn man sie nicht machen kann, hört man auf, sie zu sehen. Sie nennen es technische Fähigkeit, aber was Sie wirklich meinen, ist «gut ausführen». Wenn ein Spieler einen Pass schlecht ausführt, schaltet seine Fähigkeit, ihn zu sehen, ab; sein Organismus verändert sich. Ronald Koeman konnte einen Teamkollegen, Stoichkov, 70 Meter weit sehen. Warum glauben Sie, dass er ihn sehen konnte? Nur weil er ihn sehen konnte oder weil er wusste, dass er ihn mit seinem Fuss erreichen konnte? Ein Typ, der weiss, dass er einen Ball aus 75 Metern Entfernung platzieren kann, eröffnet ihm die Perspektive dazu. Er ist nicht einmal bei Bewusstsein. Er ist jedoch ein Produkt dessen, was Sie sind, was Sie waren, Ihrer Entwicklung und Ihres Kontextes. Sie denken, auch wenn Sie nicht wissen, dass Sie denken. Die Leute sagten, Hugo Sánchez, der früher seine Chancen mit
einer Berührung beendete, beendete «ohne zu denken». Aber er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, über dieses Stück nachzudenken! Es war natürlich, ein Teil seines Ganzen. Wie gesagt, es ist keine Liste von Qualitäten. Wenn man ein grosser «Dribbler» ist, aber nicht weiss, wann man dribbeln soll, dann ist man eigentlich kein grosser Dribbler. Die Leute sehen den Fussball wie Jack the Ripper: Lasst uns das in Teilen machen. Nein. Wir haben die Fähigkeit zum Synkretismus verloren. Und doch ist die Realität synkretistisch. «Moderne» Trainer nehmen Dinge auseinander und setzen sie wieder zusammen, aber das ist unnatürlich. Ohne unseren Kontext sind wir nicht das, was wir sind. Wir sind keine Liste von Attributen. Mein Ziel ist es nicht, das, was zusammen sein sollte, zu zerbrechen und auseinander zu nehmen, nicht zu dekontextualisieren. Und das ist der älteste Ansatz der Welt.
Quelle: Unbekannt