April 26, 2025
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Pep Guardiola – Das Deutschland-Tagebuch

Pep Guardiola – Das Deutschland Tagebuch beschreibt das Engagement des Katalanen beim FC Bayern München zwischen 2013 bis 2016. Es ist eines der wenigen Fussballbücher, die sehr tiefgründig in die Arbeit eines Profi-Trainers eintaucht und dabei in einer grossen Vielfalt die Aspekte des Fussballs beschreibt. Man erhält inspirierende Informationen über die Person «Guardiola», seiner Spielweise, seiner Führungsqualitäten, der Trainingsmethodik und allgemein über die Geschehnisse rund um den Profi-Fussball. Pep Guardiola hat nicht nur den FC Bayern München grundlegend verändert, sondern mit seinem ganzen Arsenal an Trainer-Eigenschaften ganz Fussball-Deutschland. Solch eine richtungsweisende Veränderung nach dem historischen Triple-Gewinn unter Jupp Heynckes, konnte nur durch einen Visionär wie Guardiola in die Wege geleitet werden.

Dieses Buch beinhaltet keine spezifische Vertiefung in einem Themengebiet, sondern gilt als Inspiration, für jeden Trainer, der wissen will, wie eines der grössten Fussball-Genies im Alltag arbeitet. Es öffnet auch gleichzeitig die Toren in die Welt des Profifussballs und dies bei einem der bestgeführten Vereinen der Welt. Ein philosophisches Werk über die Essenz einer fussballerischen Spielweise.

Der Büchermarkt ist gespickt von sehr lehrreichen und spannenden Fussballwerken, wenn ich aber ein Buch besonders hervorheben darf, dann sicherlich dieses. Entsprechend habe ich einige Ausschnitte vorbereitet, die im Werk von Marti Perarnau enthalten sind und so einen Vorgeschmack für den Leser liefern sollten.

Auf dem Bild: Autor Marti Perarnau und Pep Guardiola

Buchlink: https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/mart-perarnau/pep-guardiola-das-deutschland-tagebuch/id/9783711001177/?gclid=CjwKCAjw-L-ZBhB4EiwA76YzOUL6dMq_f7pECPoTAKutIZLrLScafmOU4W1mHDruBXblUtFREbZ5uxoCJ00QAvD_BwE&gclsrc=aw.ds

AUSSCHNITTE AUS DEM BUCH

Seite 68-69

3.4 DIE INNOVATIVE EINSTELLUNGInnovativ sein heisst, Dinge zu verknüpfen – Unter den zahlreichen Definitionen des Begriffs «innovativ» sticht die von Ferran Adria hervor, die zwar atypisch ist, aber perfekt auf Guardiola passt: «Innovation ist, wer sich irgendwie durchschlagen muss». Ich will erläutern, was ich unter Innovation im Fussball verstehe. Die wahren Kreativen des Sports sind die Spieler, die neue Techniken «erfinden». Wenn Trainer innovativ sind, bedeutet das, dass sie vorhandene Mittel anders anwenden. Wenn sie eine neue Taktik einführen, ist dies kein kreativer Akt im eigentliche Sinn, weswegen ich lieber von einer «Innovation» spreche, die sich dadurch definiert, dass existierende Mittel neu umgesetzt werden. Der Fussballgelehrte Prof. Dr. Julio Garganta bringt es auf den Punkt: «In der Musik ist alles seit Langem bekannt: Noten, Takte, Rhythmen. Trotzdem entstehen jeden Tag neue Lieder. Warum? Weil man auf der Grundlage der bekannten Noten, Takte und Rhythmen Neues hervorbringen kann, indem man sie neu kombiniert. Im Fussball ist es genauso. Aber wer innovativ sein will, muss denken und im Einklang mit diesem Denken handeln können.» Guardiola ist nicht innovativ, weil er von einem messianischen Pionier- oder Abenteuergeist beseelt ist. Er ist innovativ, weil er nicht anders kann. Bei ihm geht es bei jeder Partie ums Ganze. Was Pep keine Ruhe lässt, ist der Gegner: Er spürt intuitiv, welche Probleme er ihm bereiten wird, und das ist der Motor, der ihn zu Neuerungen treibt, so sehr, dass wir auf die Frage, was denn nun Guardiolas ideales Spielsystem sei, nur antworten können: die Veränderung. Was heute funktioniert, kann morgen schon scheitern. Man muss immer handeln, permanent verändern.

Seite 69-70

Interessant ist auch Paco Seirul-los Beitrag zu dem Thema: «Der Fussball ist weniger entwickelt als andere Mannschaftssportarten wie etwa Basketball oder Handball, weil im Basketball und Handball mit der Hand gespielt wird, auf engerem Raum, wodurch Neuerungen leichter umsetzbar sind. Wir hingegen spielen mit dem Fuss, auf einem grossen Feld, das wir mit dem Gegner teilen. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir zunächst das technische Niveau der Spieler anheben.» Und er fährt fort: «Bevor diese Veränderung und Entwicklungen zur Anwendung gebracht werden können, muss erst die Ausbildung der Spieler verbessert werden. Die Spieler müssen akzeptieren, dass es nicht genügt, einfach nur zu spielen, sondern dass sie das Spiel begreifen müssen. Im Allgemeinen besteht in dieser Hinsicht ein grosser Mangel. Spieler besitzen Intuition, Spieler haben bestimmte Talente. Der eine Spieler entdeckt, dass er rechts vorbei dribbeln muss, wenn sein Gegner auf seinem linken Bein steht, der andere entdeckt es nicht, sodass er nie dribbelt und sich darauf beschränkt, den Ball zu passen. Sie entdecken es auch deshalb nicht, weil keiner es ihnen sagt. Spieler sind jederzeit in der Lage, neue Dinge zu entwickeln, die dann von anderen, seien es Trainer oder Institutionen, als Entwicklung des Spiels verkauft werden. Deshalb heisst es, dass Fussball eine Sache von Fussballern ist. Und das stimmt auch zum Teil, weil sie die Neuerungen entwickeln. Zugerechnet aber werden sie eher den Teams. In die Geschichte gehen die Teams ein.»

Seite 81-82

Deshalb sieht man in der Bundesliga jede Woche die schnellsten und am besten ausgeführten Konter des europäischen Fussballs, wenn auch nicht die effizientesten, was zur Folge hat, dass Spiele oft ziemlich ungenau sind, überstürzt, und dass sie keine Pause kennen. Ein unkontrolliertes Spiel. Guardiola zitiert unermüdlich einen Satz von Juanma Lillo, der die Spielweise folgendermassen zusammenfasst: «Je schneller der Ball gespielt wird, desto schneller kommt er wieder zurück»*

*Kurze Erläuterung von mir: Lillo meint hier, wenn der Ball schnell vorwärts gespielt wird (riskant und ohne Absicherung), landet er schneller beim Gegner, der wiederum mit dem Ball schneller zurück kommt, also gegen dich angreift.

Guardiola greift oft auf ihn zurück: «Lillo hat viel tolle Sätze gesagt, aber dieser ist einer der besten. Ich habe ihn in München oft zitiert. Es hat lange gedauert, bis ich eine genauer Übersetzung gefunden hatte – Wollt ihr lange Bälle spielen? Habe ich immer gesagt – Okay, kein Problem, aber dann müsst ihr auch wissen: Ein Ball, der schnell nach vorne gespielt wird, kehrt auch schnell wieder zurück. Das ist eine verdammte Fussballweisheit. Von zehn langen Bällen sieht der gegnerische Verteidiger achtmal den Ball in Ruhe kommen und gewinnt das Duell. Und während man gerade in der Vorwärtsbewegung ist, bewegt sich der Ball bereits wieder auf einen zu. Es heisst: Egal! Wir machen einen schnellen Abschlag und dann den Ball hoch nach vorne! Aber dann kommt er zurück, ehe man sich versieht. Der Satz von Lillo ist genial, den habe ich meinen Spielern in München immer wieder zitiert, und in England werde ich ihn vielleicht noch öfters zitieren müssen».

Seite 99-101

4.4 TAKTIK – Das, was man sieht, ist die Folge dessen, was man nicht sieht – Es lohnt sich 2016 die Grundzüge von Peps Spiel näher zu betrachten, denn dann erkennt man, wie die endgültige Partitur beschaffen ist:

Ballbesitz: In den 161 Partien unter Guardiola kommt Bayern auf eine Quote von 70,47 Prozent, das ist der höchste Wert in ganz Europa. An dieser Zahl zeigt sich deutlich der Unterschied zu den Bayern unter Jupp Heynckes, die auf 61,35 Prozent kamen.

Gemeinsames Vorrücken über das Passspiel: In den drei Jahren unter Guardiola spielt die Mannschaft im Schnitt 726 Pässe, 159 mehr als in den zwei Jahren unter Heynckes (567). Auch dieses Element macht deutlich, wie sehr sich das Spiel der Bayern verändert hat.

Präzision des Passspiels: Die Bayern unter Guardiola bringen es auf den zweitbesten Wert im europäischen Fussball (78,9 Prozent; nur Paris Saint-Germain passt noch genauer: 88,7 Prozent), obwohl die Mannschaft mehr Pässe spielt als alle anderen Mannschaften der grossen Ligen (726 Bayern, 686 PSG). Die Spieler mit den höchsten Werten sind: Alaba (91,31 Prozent), Lahm (91.04 Prozent) und Alonso (90,59 Prozent).

Hoch stehende Mannschaft: Im Durchschnitt befanden sich acht Spieler in der gegnerischen Hälfte; die durchschnittliche Position der beiden anderen (den Torhüter einmal beiseitegelassen) war der Mittelkreis. Der Schwerpunkt der Mannschaft lag 58,3 Meter von Neuer entfernt. Die mittlere Distanz zwischen den Aussenlinien betrug 29,3 Meter, was auf eine sehr eng gestaffelte Mannschaft hindeutet.

Sehr hohe Verteidigung: Damit die Mannschaft so hoch stehen konnte, musste die Verteidigung sehr weit aufrücken. Unter Heynckes stand sie 36,1 Meter vom Torwart entfernt; im ersten Jahr unter Guardiola 43,5 Meter, im dritten Jahr dann 48,5 Meter. Trotzdem liess die Mannschaft weniger Torschüsse zu (nur drei pro Spiel) als in den fünf Jahren davor und verbesserte mit 17 Gegentoren in 34 Spielen den historischen Bundesligarekord. Die Zahl der Gegentore pro Saison insgesamt verringerte sich Jahr für Jahr: 44, 36, 31.

Spärliches Konterspiel: Die hohe Aufstellung der Mannschaft hatte die negative Folge, dass Konter praktisch unmöglich wurden. Die eigene Dominanz nahm dafür den Raum, wodurch die Bayern lediglich auf rund 30 Konteraktionen pro Saison kamen, die zu durchschnittlich drei Toren führten (7,5 unter Heynckes).

Torschüsse: Das Spielmodell unter Guardiola erhöhte die Anzahl der Torschüsse (986; unter Heynckes: 908). Die Steigerung zeigt sich deutlicher bei Torschüssen innerhalb des Strafraums (631 gegenüber 571), aber auch von ausserhalb des Strafraums waren es mehr (355 gegenüber 337). Die Anzahl der Torschüsse insgesamt, also inklusive der, die am Tor vorbeigingen, stieg auf 2914.

Seite 101-102

In Wolfsburg hat Bayern nicht nur ein glänzendes Ergebnis erzielt (3:1), sondern auch interne Wechsel installiert, die sich in der Zukunft noch als segenreich erweisen könnten: Wenn Alaba nach vorne geht und als linker Aussenstürmer agiert, begibt sich Thiago auf die Position des linken Aussenverteidigers. Er ist ein falscher Aussenverteidiger, für ihn ist diese Position einfach nur eine Plattform, von der aus er alle Aktionen auf dem Feld im Blick hat und die besten Entscheidungen treffen kann. Wie ist diese Sequenz entstanden? Domenec Torrent erklärt es:

«Pep legt viel Wert auf Dreiecksbildung links. Auf der anderen Seite läuft es mit Boateng, Lahm und Xabi Alonso praktisch von allein. Aber links wollen wir besonders aggressiv sein, und das können wir auch, weil wir dort Coman und Alaba haben. Dass Thiago sich etwas zurückfallen lässt und einen falschen linken Aussenverteidiger spielt, bietet sich fast von selbst an. Damit bildet er nicht nur den Angelpunkt des Dreiecks, sondern verschafft sich auch noch einen wesentlichen Vorteil: Er hat die gesamte gegnerische Hälfte im Blick und kann so die beste Entscheidung treffen.» Tatsächlich ist es in der Praxis so, dass Coman und Alaba ständig angreifen, mal ist der eine aussen und der andere innen, mal ist es umgekehrt. Thiago muss sich dafür auf die Position begeben, von der aus die Angriffe eingeleitet werden, also auf die des linken Aussenverteidigers. Er fühlt sich wohl dabei und seine Mitspieler ebenso. Untereinander bilden die drei ein glückliches Dreieck, das mit unvergleichlicher Power angreift». Torrent fügt noch einige Details hinzu:

«Der Trainer gibt die Positionen vor, aber es sind die Spieler, die je nach Situation entscheiden, wer welche Position einnimmt. Wir geben die Dreiecke so vor, dass die Spieler selbst entscheiden können, wie sie sie mit Leben füllen wollen. Es ist eine flexible Formel.»

Seite 115

Wir können uns nämlich fragen: Kann man gut positioniert sein, aber schlecht stehen? Oder umgekehrt: gut stehen, aber schlecht positioniert sein? Natürlich! Es kann also passieren, dass man die richtige Haltung hat, aber am falschen Ort ist. Oder man ist am richtigen Ort, aber mit der falschen Haltung. Beides hat zu tun mit der Beziehung zwischen vorher und nachher, mit dem, was kurz zuvor passiert ist, und dem, was man zu tun gedenkt, um den Spielfluss aufrechtzuerhalten. Daher sollte man vielleicht lieber von Positionierungsspiel sprechen, weil in diesem Begriff eine taktische Absicht mitschwingt. Was wir Positionsspiel nenne, sollte also eher «Positionierungsspiel» heissen.

Seite 159

WAS IST TAKTIK, PEP? «Taktik ist, dass in einer konkreten Partie jeder Spieler in jedem Moment und in jeder Position weiß, was er zu tun hat.»

Musst du die Taktik deiner Mannschaft an den Gegner anpassen?

«Natürlich. Gegen wen spielen wir denn? Gegen den luftleeren Raum? Nein, wir spielen gegen einen Gegner, der über ganz bestimmte Fähigkeiten verfügt, und diese Fähigkeiten müssen wir kennen, seine Stärken und seine Schwächen, wir müssen den Gegner durchleuchtet haben und uns an ihn anpassen. Wir müssen wissen, gegen wen wir spielen, und dafür sorgen, dass unsere Taktik angemessen ist. Jeder Spieler muss den Gegner kennen und wissen, was er jeweils zu tun hat.»

Und wenn der Gegner anders agiert als normal oder sein System während eines Spiels ändert?

«Dann müssen wir darauf vorbereitet sein und wissen, was zu tun ist. Wenn ich ›wir‹ sage, dann meine ich das Team. Jeder Spieler muss wissen, was er ändern muss ab dem Moment, in dem wir eine Umstellung vornehmen. Das gilt für den Anfang, wenn der Gegner zum Beispiel nicht mit vier, sondern mit fünf Verteidigern spielt, und es gilt während der Partie. Wir müssen im Training alle möglichen Varianten einstudiert haben, die Spieler müssen alle potenziellen Varianten kennen und sofort reagieren können

Das heißt also, gut vorbereitet zu sein und den Gegner zu kennen, ist wichtiger als das Spielsystem und die Verteilung im Raum?

«Ja, genau. Taktik ist kein Zahlenspiel, Taktik ist, in jedem Moment zu wissen, was zu tun ist

Seite 186

DER FLÜSSIGE FC BAYERN – Bayern hat die spielerische Reife erreicht, die sich Guardiola vorgestellt hat: Im Oktober 2015 verfügt es über zwei Hauptrouten und eine Nebenroute als Alternative.

Erste Route: Das Spiel wird über außen vorgetragen. Die inneren Zonen dienen als Stützpunkte und »Ruhebereiche« für den Vormarsch.

Zweite Route: Das Spiel wird über innen vorgetragen, bis das gegnerische Mittelfeld erreicht ist. Dort wird der Ball dann nach außen gespielt, um den Angriff abzuschließen.

Alternativroute: Lange Bälle, meist diagonal, um ein exzessives Verschieben des Gegners auszunutzen. Es gehört zu Bayerns großen Stärken, im Laufe einer Partie alle drei Routen nutzen zu können, je nachdem wie die Spieler oder der Trainer den Gegner einschätzen. Das Team hat eine strategische Meisterschaft erreicht, indem es mehrere Spielmodelle in sein Grundmodell integriert, mehrere Stile zu einem Nicht-Stil verschmolzen hat. Guardiola ist eklektischer denn je. Chamäleonhafter denn je. Er verfügt über unzählige Spieloptionen, hat alle Korsetts abgestreift, alle Dogmen abgelegt und dennoch nicht das Fundament preisgegeben. Im Gegenteil: Das Fundament steht so fest wie nie, aber er hat es so variantenreich gestaltet, dass man dieses Team als den »flüssigen FC Bayern« bezeichnen könnte: flüssig in der Bewegung, variabel in der Form.

Seite 307-308

EIN ERGEBNISORIENTIERTER ROMANTIKERWahrer Fussball ist der, den man in Erinnerung behält

In Guardiola wohnen zwei Seelen: die des kühlen Rationalisten und die des leidenschaftlichen Malers; die des entschlossenen Wettkämpfers, der jedes Spiel gewinnen will, und die des Künstlers, der begeistern möchte; der radikale Cruyff-Anhänger und der «germanisierte Eklektiker»; der Mittelfeldspieler mit dem scharfen Passspiel, der von seinen Spielern verlangt, beim Spielen Pausen einzulegen; der Introvertierte mit heftigen Gefühlsausbrüchen; der Trainer, für den Fußball aus Ideen besteht, aber seine Spieler auffordert, sich die Seele aus dem Leib zu rennen; der unersättliche Gewinner, der gleichzeitig Herr über seine Niederlagen sein will … In seinem Inneren wohnen zwei Personen: Pep und Guardiola. »Pep ist die erstaunliche Mischung aus Resultats Fanatiker und Romantiker, aber er ist kein Ästhet. Die Definition stammt von Xavi Valero, der als Torhüter bei verschiedenen spanischen Klubs und bei Wrexham in Wales spielte und nach 2007 Torwarttrainer von Liverpool, Inter, Chelsea, Neapel und Real Madrid war: «Als ich Pep das zweite Mal traf, war ich überrascht von seinen weit vom L’art pour l’art entfernten Worten. Ich war überrascht von einem Mann, der nicht der eitle und vom Glück begünstigte Ästhet war, den viele in ihm sahen …Ich begegnete einem Menschen mit tiefen Überzeugungen, der mit elf Spielern und einem Ball Leidenschaft in Vernunft verwandeln konnte, ein Wie in ein Was, das Resultat in Schönheit … Für mich ist Pep ein Romantiker der Vernunft

Seite 360 – 361

WER IHN VERSTEHEN WILL, WIRD IHN VERSTEHEN – Der, weit entfernt von allem Schein, Nur in der Wesen Tiefe trachtet.

Guardiola besitzt die chamäleonartige Fähigkeit, die Ordnung seiner Mannschaft im Laufe der 90 Minuten zu variieren, was labyrinthische Züge annehmen kann: Es passt nicht zu den etablierten Klischees, zu den Grundsätzen, Traditionen und herrschenden Ansichten im Fußball, einem Sport, wo alles, was sich von dieser konventionellen Gedankenwelt löst, aus Prinzip als verdächtig und sogar leichtfertig gilt. Das Unverständnis gegenüber Phänomenen, die sich vor unseren Augen abspielen, führt häufig zu einer ablehnenden Haltung, statt Neugier auf die neuen Ideen zu wecken. In diesem Sinn ist Guardiola einer ständigen Prüfung durch die Vertreter der herrschenden Konventionen ausgesetzt: Da sie nicht verstehen, was er vorschlägt, ignorieren sie es nicht nur, sondern kritisieren es geringschätzig. Statt seine Fähigkeit, blitzschnell Veränderungen vorzunehmen und neue Ideen anzuwenden, zu schätzen, werden die Maßnahmen des Trainers oft negativ bewertet. So erging es ihm bereits in Barcelona, wo jede unverständliche Aktion sofort als »Erfindung« oder «typisch Guardiola» abgetan wurde.

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